6. Juni 2013

Bremsklotz


Ich habe dann doch schon ein paar Flüge gemacht. Meist im Schwarzwald, meinem neuen Revier. An dieser Landschaft kann ich mich nie satt sehen. Immer fällt mir das – wie ich meine – schönste Wort der deutschen Sprache ein: Augen-Weide. Diese Landschaft ist eine Augenweide. Das Auge wird satt vor lauter Schönheit.

Doch heute zog es mich auf die Alb. Lange war ich dieses Jahr nicht zum Fliegen gekommen. Es waren zu viele Vorträge und Reisen. Es war schön, aber Fliegen ist eben noch schöner!

Also endlich! Ein tolles Juni-Wetter. Alles könnte so gut sein. Aber dann finde ich nicht die Thermik, die ich brauche. Ich „saufe ab“, wie die Segelflieger das nennen. Also starte ich den Motor, ärgere mich pflichtbewusst und bin bald wieder dort, wo die Komfortzone beginnt.

Doch was ist das? Als ich den Motor einfahren will, dreht der Propeller immer weiter. Ich kann ihn nicht stoppen. Schließlich fährt der Motor doch mit (minimal) schrägstehendem Propeller ein und knallt auf die Motorraumklappen. So hängt also dann der Motor, in 20 Grad-Stellung und fährt nicht ein. Da die Thermik gut ist, fliege ich einfach so weiter. Was soll ich auch sonst machen? Ausfahren bringt nichts, das wäre noch mehr Luftwiderstand. Einfahren geht nicht. Bliebt nur Weiterfliegen.

Genau das mache ich also. Noch mehr als 4 Stunden. An dieser Stelle kann man den Konstrukteur nur ein großes Kompliment machen! Kein Stress kommt auf. Es ist, wie mit einem Auto zufahren, dessen Kofferraum ein wenig offen steht. Es rauscht, aber ich fliege weiter. Das Eigensinken liegt bei rund 1,4 m/s, also muss ich mich anstrengen, knackige Aufwinde zu finden. Aber an diesem Tag „fliegen Scheunentore“ – also fliege auch ich mit meinem Bremsklotz weiter durch die Gegend. Der Bremsklotz schult meine Wahrnehmung, ich fliege sauber und gebe mir Mühe.

An diesem Tag aber reicht es auch für Flieger mit Bremsklötzen. Ich rausche mühelos unter Wolkenstraßen dahin und finde am Abend meinen Weg wieder nach Hause. Ein super Flug – nur muss ich jetzt direkt nach Mengen. Denn immer möchte ich mich Bremsklotz nicht fliegen, so spaßig ist es dann doch auch nicht.