Anfangs hielt ich den OLC für eine tolle Sache. Er brachte Schwung in die Vereine, brach verkrustete Strukturen auf, animierte auch in der Breite zum Streckenfliegen. Psychologisch gesehen befriedigte er die Lust am Vergleich mit anderen. Sicher sind seit Einführung des OLC weltweit Millionen Kilometer mehr motorlos zurückgelegt worden (was immer wieder betont wird), als dies ohne OLC passiert wäre. Auch ich wurde erst durch die Kombination aus OLC und den neuen, modernen GPS-getriebenen Navigationsinstrumenten unter Aufsicht erfahrener Fluglehrer zu einem echten Streckenflieger.
Zuvor hielt ich mich meist im Umkreis des heimatlichen Segelfluggeländes auf oder wurde mir schlicht die Möglichkeit verwehrt, mit einem einigermaßen leistungsfähigen Flieger auf Strecke zu gehen. Das soll ja nicht ungewöhnlich sein, in vielen deutschen Vereinen, die sich durch Besitzstandswahrungslogik auszeichnen. Aber ich erlebte dann doch noch den ersten Paradigmenwechsel in meiner Fliegerbiografie – die Einführung des OLC. Anfangs war ich geradezu berauscht von den technischen Möglichkeiten, einen Flug komplett aufzuzeichnen. Der wichtigste Moment des Tages war dann auf einmal das Auslesen der Daten aus dem Logger, einer Art fälschungsicherem Speicher, der im Flugzeug eingebaut ist (ich erkläre das nur, falls auch Nicht-Flieger diesen Text lesen). Mit diesen Daten konnte man sich dann mit Hilfe einer speziellen Software den Flugweg oder das Höhenprofil des Fluges auf dem Laptop anzeigen lassen, dazu allerlei statistische Werte, wie z.B. der Anteil der Rechts- und der Linkskreise, um Rückschlüsse auf den eigenen Flugstil daraus zu ziehen.
Jeder Flug war damit transparent. Und fast jeder Flug wurde dokumentiert. Und damit wuchs das weltweite Archiv der Flüge in einer schier unendlichen Addition der wöchentlich erbrachten Streckenflugleistungen. Niemand aber dachte – zumindest nicht vernehmbar laut – darüber nach, das damit auch eine Veränderungen einhergehen würde. Die unter den Fliegern vorherrschende Sprachlosigkeit wuchs sich immer weiter aus. Man brauchte nun ja nichts anderes mehr zu tun, als die OLC-Daten einzugeben und zu vergleichen.