Ein Testbericht über den Apis 2 war überschrieben mit dem Titel „Klappt super!“. Das war mal endlich ein genialer Titel: einprägsam und fast schon paradigmatisch. Der kleine Flieger wurde als geniales Gesamtpaket beschrieben, bei dem einfach alles stimmt.
Nun, ich sehe das immer auch so. Nur heute war sicher nicht mein Tag. Obwohl ich mit einer Neuigkeit aufwarten kann: Ich habe meinen Apis 2 das erste Mal mit einer Ein-Mann-Aufbauhilfe aufgebaut. Das ging erstaunlich einfach und dauerte auch nicht viel länger als das sonst übliche Gestecke, mit dem meist allerlei Geschrei und Gezeter von wohlmeinenden Helfern verbunden ist. Manchmal stimmt es schon: Hilfe, mir wird geholfen! Also dann besser ohne fremde Hilfe. Das ist sowieso das Motto für diesen schönen Flieger. Leider klappte dann nichts mehr so richtig.
Zunächst war es nur die Motorsteuerung. Der kleine Zweitakter, den ich zum Check halb ausgefahren hatte, blieb einfach in dieser Stellung stecken. Er wollte nicht rein und nicht raus. Zunächst dachte ich daran, dass der Akku leer sei. Das konnte aber eigentlich nicht sein, da ich ihn ja die ganze Nacht am Ladegerät hängen hatte. Ich versuchte es mit Nachladen, ich versuchte es mit anderen Akkus. Immer tauchte die blöde Fehlermeldung: „Status Failure“ in der Anzeige des ECU (Engine Control Unit auf).
Mir war klar, dass ich diesen Tag fliegerisch vergessen konnte. Allerdings blieb ich für meine Verhältnisse erstaunlich gefasst. Ich holte mir an der nächsten Tankstelle einen Kaffee und etwas Gebäck, rückte mir einen Stuhl in die Sonne, zog Schuhe und Socken aus und sah den Segelfliegern zu, die sich an der Winde abmühten.
25 Jahre eigene Fliegerei zogen vor meinem inneren Horizont an mir vorbei. Es sollte heute nicht sein und ich konnte damit umgehen. Immerhin konnte ich damit besser umgehen, als mit den vielen anderen Situationen, an die ich nun denken musste, in denen mir irgendjemand (meistens ein Fluglehrer oder Vereinsfunktionär) Vorschriften machte. Situationen, wie diese: Mein erster Flug über eine Stunde in der Abendthermik. Es ist klar, dass nach mir sowie niemand mehr (thermisch) fliegen kann. Dennoch werde ich nach genau 60 Minuten vom Vereinsfeldwebel per Funk zur sofortigen Landung gerufen. Damals habe ich einfach den Funk ausgeschaltet und versucht, die untergehende Sonne und die wunderbar verführerische Röte des Abendhimmels zu genießen. Später, am Lagerfeuer, hat man dann mein böses und unkameradschaftliches Verhalten getadelt und mich mit einer Sperrfrist bestraft.
Immerhin muss ich heute meine fliegerische Sperre selbst verantworten. Und damit kann ich wesentlich besser umgehen! Auch wenn wahrscheinliche die Elektronik schuld daran ist. Erst spät am Abend gelingt es mir, mit Hilfe von Jürgen, meinen Vermieter, den Motor wieder einzufahren. Er ist Mess- und Regelungstechniker und hat die Motorsteuerung des Apis 2 mit wenigen Blicken verstanden. Er ist der Mann der Stunde, kennt sich mit „Endschaltern“ aus - ganz anders als ich. Mit dem letzten Licht, für das ich heute einen ganz anderen Blick habe, als bei dem ersten Stundenflug vor vielen Jahren, schaffen wir es, den Motor einzufahren. Der Flieger bleibt eingehüllt in seine Allwetterbezüge über Nacht draußen. Unseren kleinen Erfolg „feiern“ wir mit je einem Big Mac im nahegelegenen McDonalds. Morgen werde ich versuchen, den Apis 2 flott zu bekommen, damit wieder alles super klappt.