Ein Flieger wie der ultraleichte Apis 2 braucht eine eigene Philosophie. Diese Art der Fliegerei ist nicht dem eindimensionalen und oberflächlichen Anspruch des "Schneller höher, weiter" verpflichtet. Schon seit langem arbeite ich an dieser eigenen Philosophie. Aber ich war 2009 und 2010 noch viel zu sehr in meinen alten Bezügen verhaftet. Flog auf dem Hornberg mit meinem wunderschönen Mini Nimbus, den ich in einem schönen Film verewigt habe.
Erst mein neuer Flieger, ein Apis 2, verhalf mir dazu, die innerlich schon gereifte Idee in die Tat umzusetzen. Teilweise zumindest. Mit dem Apis 2 wurde die Philosophie des ultraleichten Segelfliegens geboren. Eine Philosophie, auf die ich und sicher auch viele andere lange und sehnsüchtig gewartet haben.
Es handelt sich dabei um eine klassische Befreiungsphilosophie. Sie macht sich frei von den bisherigen Dogmen, Betrachtungsweisen und Handlungsvorgaben. Es ist eine Philosophie, die das sehnsuchtsvolle Streben in den Mittelpunkt stellt, das Streben nach Geschichten, Bildern und schönen Erlebnissen. Nicht das Streben nach Punkten, Listenplätzen und der Quantifizierung des Fliegens. Es geht um innere Bilder, Ästhetik, Genuss, Erkenntnis. Darum, im entscheidenden Augenblick wach zu sein für das Erlebte. Und um den Versuch, dieses Erlebte in seinen Tiefen und Facetten zu versprachlichen – so wie ich es schon anhand einiger Flüge mit meiner „4H“ versucht habe.
Es geht um das Erleben statt um das Spektakel. Es geht nicht um diese (OLC-)Punkte, die per Algorithmus am Abend zugewiesen werden. Punkte, die das Erlebte verflachen, in dem man sich mit anderen tabellarische vergleicht. Wie traurig sind dich die Listen, die jeden Tag veröffentlicht werden und die so rein gar nichts von dem Zauber des Fliegens wiedergeben.
Es geht um autonomes Leben statt einer kopierten Existenz. Es ist schwer, sich von den Normen, denen man selbst über 20 Jahre unterlag, mehr noch, denen man sich unterworfen hatte, frei zu machen. Vor dem „Man“-Gespenst zu fliehen, das jedem von uns diktatorisch sagt, was „man“ alles als Segelflieger tun soll, was falsch ist und was richtig ist (immer das, was alle schon immer getan haben).
Diese Philosophie basiert, in einem Wort, auf einem Kontrast zum etablierten Segelflug und bricht mit den dort üblichen Vorstellungen: Die Ziele werden den Mitteln angepasst und nicht die Mittel den (immer weiter gesteigerten) Zielen. Es geht aber noch um mehr: Um die Rückeroberung der Sehnsucht und die Wiederverzauberung des Fliegens als eine Form des passiven Widerstands gegen die Kommerzialisierung der Träume und die Entfremdung durch stumpfen Leistungsvergleich.
Diese Philosophie wird sicher nur von wenigen geteilt werden. Sie wird von vielen (Etablierten) sogar belächelt werden. Aber auch das gehört dazu. Die emotionale Versteinerung derer, die sich in der Masse und dem dazugehörigen Konformismus verstecken können, sollte nicht davor täuschen, dass es immer Sinn macht, über Alternativen nachzudenken.
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