Einer dieser Tage, an denen das Wetter letztlich
doch ganz anders aussieht als angesagt. Wie so oft in diesem Jahr. Oder liegt
es vielleicht nur ein meiner Wahrnehmung? Fragen wie diese lassen sich nicht
wirklich abschließend beantworten.
Jedenfalls genieße ich das Privileg an einem
Freitag zu fliegen, unbelastet durch die ganz triebgesteuerten Sonntagsflieger.
Mittlerweile meide ich Sonn- und Feiertage, wenn immer das möglich ist. Es
macht mir Spaß, nach relativ langer Zeit, meinen Flieger mal wieder aufzubauen
(das Wort „aufrüsten“, wie in Segelfliegerkreise üblich, zeigt nur deren Hang
zum Paramilitärischen, ich vermeide den Begriff lieber...). Es ist recht
windig, von Westen, dass war mir schon klar, als ich die flatternden Fahnen im
Industriegebiet sah. Dennoch: ich will fliegen. Und mit diesem Wollen beginnt
ja bekanntlich alles.
Nach dem problemlosen Start – der Motor schnurrt
wieder sehr zuverlässig – suche ich mir recht schnell eine hilfsbereite Wolke,
fahre den Motor ein und finde mich gleich in einem grandiosen Lift. Thermik
scheint es zu geben, nur die Wolken fehlen. Ich sehe einige im Nordschwarzwald,
doch bis dorthin ist es noch weit.
Am Ostrand des Schwarzwaldes taste ich mich voran,
immer auf der Hut, nicht wirklich tief zu kommen, bei Blauthermik macht das
nicht wirklich Spaß. Doch das Vorankommen erweist sich als angenehmer und
leichter als gedacht. Einerseits, weil mein Apis 2 auch in turbulenter Luft
brettgerade und ruhig fliegt. Das weiß ich inzwischen immer mehr zu schätzen.
Andererseits, weil die Thermik fast immer da ist, wo ich sie erwarte.
Nur die Wolken ärgern mich. Immer wenn ich gerade
denke, ich könnte die nächste, die im Norden steht, erwischen, hat die sich
längst aufgelöst, wenn ich ankomme. So muss ich mich im Blauen weiter
vorantasten. Ich fliege heute das erste Mal mit meinem neuen isolierten
Trinkbeutel, erschrecke aber, als aus dem Mundstück kein Wasser kommt. Als ich
mir vorstelle, mehrere Stunden bei dieser Hitze und blauem Himmel zu fliegen,
ohne etwas trinken zu können, wird mir ganz anders. Irgendwann, beim dritten
oder vierten Versuch, merke ich, dass es einen Unterschied macht, wie ich das
Mundstück in den Mund nehme, um daran zu ziehen. Irgendwie hat mich wohl mein
Reptilienhirn doch zum Erfolg gebracht und einen alten Saugreflex aktiviert.
Das Fliegen wird immer angenehmer, schon bald bin am
Ende des Schwarzwaldes und kehre um. Immer wieder sind die Wolken gerade dann
weg, wenn ich sie schon greifbar nahe sehe. So kommt mir der ganze Flug vor,
wie die Sehnsucht nach einem Kuss, der dann doch immer wieder, kurz vor der
Berührung der Münder, entzogen wird. Aber auch das kann ja bekanntlich lustvoll
sein.
Am frühen Abend bin ich dann wieder in
Donaueschingen zurück, lande und verpacke meinen Apis 2 für den nächsten Tag, der
Wille, noch einen Tag lang zu fliegen ist erwacht, die Zeit soll nun genutzt
werden.
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