Nur ein Tag später und alles ist mal wieder anders.
Der Apis 2 hat in seinem Schlafanzug draußen übernachtet und ich freue mich,
dass ich das ab- und aufrüsten spare. Zudem hatte ich den Hänger ausgeputzt,
eine Sauarbeit, v.a. bei 35 Grad, aber ich hatte Lust auf Wasserspiele. Der Tag
beginnt ebenso schwül-heiß wie der letzte, eigentlich habe ich keine Lust auf
so etwas. Zunächst vertreibe ich mir noch die Zeit damit, die Ferienwohnung zu
beziehen und ein Süppchen zu essen – zum Glück.
Denn dieser Tag soll es noch so richtig in sich
haben. Alles ist zunächst blau, blau, blau. Dann ein Gewitter im Nordosten, bei
Bayreuth, ein paar Wolken. Ich beschließe zu starten und stelle mich schon
wieder auf das Kaffee & Kuchen-Programm ein. Damit soll es heute nicht
klappen. Langsam pirsche ich mich bei recht niedrigen Basishöhen in Richtung
Bayreuth vor, immer die Wolken im Blick, die sich langsam aufbauen und vielversprechend
aussehen.
Eigentlich glaube ich nicht daran, es bis dorthin
zu schaffen, ich muss 50 Kilometer durch diese blaue, warme Suppe. Also auf in
Richtung der Festspielstadt Bayreuth! Durch die Suppe, aber immer wieder mal
mit Steigen und mit steigender Hoffnung. Doch nach drei oder vier Warmluftschubsern
bin ich plötzlich dort und das Spiel beginnt. Mehr noch: Die Faszination über
das Neue. Zu entdecken gibt es neue Landschaften, neue Berge, neue Seen, neue
Namen und auch neue Facetten von mir selbst.
Dann plötzlich ist alles anders. Der Tag begann in
Erwartung von ein paar Kreisen um den Platz. Nun hebt es mich empor bis über
3000 Meter, es ginge noch höher, aber das ist nicht erlaubt. Fette Wolken
stehen da über dem Bayerischen Wald, wie ein Bollwerk gegen unliebsame
Eindringlinge, aber mich lassen sie durch. Ich mogle mich durch die riesigen
Wolkentürme, die Massen an Luftwatte, die mich umhüllen und meine Sinne fast
verwirren. So schön ist es und unerwartete Schönheit zählt wohl doppelt.
Ich spiele, was das Zeug hält mit dieser
Überraschung und gönne mir die Steigwerte, das schrille Piepsen des Varios und
vor allem diesen unglaublichen Blick aus der Höhe. Es gibt, so scheint es, kein
unten mehr. Es gibt nur noch das pure Gleiten. Die Wolken schieben sich
zusammen, werden größer und dunkler, ich tanze um einen Regenstreifen herum, im
Steigen.
Irgendwann finde ich meinen Verstand wieder und
überlege mir, wie ich die 125 km Luftlinie nach Burg Feuerstein bewältige. Ein
Kinderspiel an diesem Abend. Genau an der Grenze zu einer unendlichen Bläue
steige ich nochmals auf 3000 Meter und dann gleite, gleite, gleite ich einfach.
Selbst mit dem Apis 2, der sicher nicht mit den Königen und Königinnen der Lüfte
vergleichbar ist, macht das heute Spaß. Wenn doch alle Tage so einen
Überraschungsfaktor beinhalteten. Irgendwann auf meiner 65 km langen
Gleitstrecken entdecke ich das Wiesental und ahne das Flugplatzplateau. Eine
butterweiche Landung und zum krönenden Abschluss des Flugtages holt mich meine
Très Jolie mit dem Caddy ab.
Schöner als dieser Flug ist nur noch der gemeinsame
Spaziergang, Hand in Hand, der Piste entlang, die ihr Wärme abstrahlt und ein
Gefühl von Sommer erahnen lässt, der viele, viele frühere Sommer an ähnlichen
Orten beinhaltet...
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