19. Juni 2014

Lernkurve

Es ist gut, immer wieder daran erinnert zu werden, das Fliegen gefährlich ist. In der Luft ist nichts garantiert. Die Lässigen sind oft die Fahrlässigen und zu denen wollte ich nie gehören. Aber der Grad ist schmal, sehr schmal.
Heute flog ich wieder mal in Donaueschingen, ein Platz, der den Charme eines Sperrholzbrettes hat, aber eben (fast) vor der Haustür liegt. Wie schön und ruhig war es doch auf dem Feuerstein. Wie nett die Menschen.
Ich baue meinen Apis 2 auf, alles klappt super und ich starte problemlos. Trotz einer recht langen Motorlaufzeit schaffe ich es nicht, Anschluss an die Thermik zu bekommen. Sehr schnell geht es dann wieder nach unten. Also gut, denke ich, starte ich eben den Motor noch mal. Die Klappen öffnen, aber es kommt kein Motor heraus. Hat ihn mir jemand geklaut? Ich bin inzwischen tief, suche schnell ein Außenlandefeld, gleichzeitig fliege ich in Richtung Flugplatz - zum Glück planmäßig mit Rückenwind  Drei Möglichkeiten gibt es nun: der Motor startet, ich schaffe es im Gleitflug noch bis zum Flugplatz und lande aus „ungewohnter Position“ oder ich nehme den Acker. Inzwischen bin ich so tief, dass diese drei Möglichkeiten zeitlich sehr eng beieinander liegen. Noch einmal versuche ich den Motor zu locken, dann bin ich bereit für den Acker. Oh Wunder, ich sehe einen Propeller, der sich hinter mir aufrichtet. Ich starte den Motor, steige, atme durch und denke, dass ich es nun geschafft habe. Doch für heute beginnen die Probleme erst.
Oben angekommen, dreht der Propeller immer weiter, der Motor lässt sich so nicht einfahren. Situationsanalyse: Ich bin oben, nicht unten, der Motor ist draußen und will nicht rein, vorher war der drinnen und wollte nicht raus. Ich steige selbst mit dem Weihnachtsbaum hinter mir mit 2 bis 3 Metern pro Sekunde. Prima! Mein erster Gedanke: Dann fliege ich heute halt Thermik mit Weihnachtsbaum. Mein zweiter Gedanke: Aber es wird nicht überall Bombenthermik geben. Also was mache ich? Einfahren? Geht nicht – die Elektronik produziert immer wieder eine Fehlermeldung. Nach unzähigen Resets ist die Batterie dann auch fast leer. Also landen! Mit Weihnachtsschmuck draußen.
Ich melde mich, aber der Turm hört mich nicht. Auf der Piste steht ein Schleppzug, die Graspiste traue ich mich wegen des Vereinsterrors nicht zu nutzen, also lande ich auf dem Sicherheitsstreifen dazwischen sehr sanft im hohen Gras.
Dann suche ich erst mal den Fehler. Die Klappenhalterung hatte sich gelöst, so dass die rechte Klappe (in Flugrichtung) nicht vollständig zu öffnen war. Dadurch bekamen die Endschalter, die den Einfahrvorgang steuern, ein falsches (bzw. richtiges) Signal und der Motor fuhr eben nicht ein. Ohne Klappen in Endstellung greift der Propellerstopper nicht, das erklärt, warum der Propeller immer weiter im Kreis drehte.
Das Ganze ist in drei Minuten repariert. Länger dauert es, den leeren Akku mit dem Schnellladegerät zu betanken. Gegen 15 Uhr starte ich noch einmal, denn nun will ich es wissen. Diesmal klappt alles so, wie es sein soll. Ich fliege kreuz und quer über den Schwarzwald, auch mal über meine Wohnstadt Furtwangen, genieße noch schöne Ausblicke und Stimmungen. Nur der Wind ist in der Höhe für meinen leichten Apis 2 unangenehm stark. 40 bis 50 Kilometer pro Stunde schieben oder drücken gewaltig, je nach Richtung. Die Thermik ist unrund, irgendwie ist das kein gutes Apis 2-Wetter. So fliege ich eben so gut ich es kann und nehme es als Trainingstag mit Lerneinlagen.

Trotz der technischen Probleme gelingt mir so noch ein schöner vierstündiger Flug, ich bin satt und kann mich wieder auf andere Dinge konzentrieren – zumindest, solange die Sehnsucht nicht wieder Überhand nimmt.

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