13. Juni 2014

Luftmobile

Es sollte alles noch besser kommen, das Warten sollte sich lohnen, aber wenn ich etwas nicht kann, dann Warten. Die Tage vertreibe ich mir mit Flugübungen in Platznähe. Doch dann wird das Wetter besser als erwartet. Ich teste mich wieder an Bayreuth heran und treffe dort die ersten Luftmobile an, ganz Pulks teurer Segelflieger, die alle um einen imaginären Kern herumkreisen, immer einer über und neben dem anderen. Es sieht lustig aus, aber ich frage nach der Sinnhaftigkeit des Ganzen. In Bayreuth findet irgendein Wettbewerb statt. Über viele Kilometer werden Segelfluganhänger an einen Flugplatz gezogen, nur um daran teilzunehmen. Mit der ökologischen Idee des Segelfliegens hat das wenig zu tun. Einer nach dem anderen startet, dann spielen alle dieses Luftmobile-Spiel. Irgendeiner traut sich davon zu fliegen, die anderen hinterher. Am Abend gibt es einen Sieger, aber Sieger in oder für was?
Das ist sicher nicht meine Welt. Mit meinem Apis 2 umspiele ich den Hausberg von Bayreuth und ziehe trotz schlechterer Leistung davon, wenn die Rennflieger kommen, weil sie meinen, dass ich ihnen die Hebebühne markiere. Wie armselig. Selbst mit ihren Superschiffen sind sie nicht in der Lage, sich selbst einen Aufwind zu suchen.
Ich genieße die Aussicht und das Wetter, das immer besser wird. Den Wind, der anfangs nervt, plane ich als Rückenwind für den Nachhauseflug ein. Dort lande ich nach fünf erfüllten Stunden in der Luft
Der nächste Tag bringt im Prinzip das gleiche Geschehen, nur qualitativ besser. Ein schöner Start auf der Piste 08 trotz zunehmenden Seitenwindes. Dann gönne ich mir ein paar Kilometer Motorlaufzeit gegen den Wind, weil ich wenig Lust habe, mich zwei Stunden nur in Platznähe abzukämpfen. Der Wind ist noch kräftiger als am Tag zuvor. Aber ich schaffe es bis an den Bergrücken, dort hängen vor mir bereits wieder die bekannten Luftmobile. Ich finde das alles noch lächerlicher als gestern, aber vielleicht brauchen manche einfach diesen Vergleich und jemanden, der ihnen sagt, wohin sie fliegen sollen.
Heute taste ich mich deutlich weiter voran, immer den Thüringer Wald entlang, den ich nur von einem einzigen Ausflug mit meinem Mini Nimbus vom Hornberg aus kenne. Zunächst fliege ich eher außerhalb der Berge den Thüringer Wald entlang, dann taste ich mich vor und fliege direkt über dem Kamm. Wie schön das ist, neue Landschaft unter den Flügeln zu sehen. Allein die Blicke tragen mich immer weiter.
So geht es eine Zeit, bis es im Norden merklich dunkler wird, weil die Wolken zusammenlaufen. Also hinaus ins Flachland und was gibt es da als Ziel? Genau, die Wasserkuppe, Kultberg aller Segelflieger. Die ist erstaunlich nah und das macht Lust auf Entdeckungen. Es ist wegen des Windes nicht immer einfach an diesem Tag, aber eines fetzt dann schon: der Rückwind aus Nordwesten, angeschoben von 30-40 Kilometern Rückenwind pro Stunde. Schade nur, dass ich nicht mehr weiter bis nach Hause habe. Aber ich fliege eben nicht „streckenoptimiert“.

Nach rund sieben Stunden lande ich bei kratzbürstigem Seitenwind auf der 26 und rolle ab. Kurz zuvor war Marion in der ASK 21 mit Fluglehrer gestartet. Nach fast zehn Jahren saß sie wieder in einem Segelflugzeug. Das war sicher die größte Leistung dieses Tages.

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