Es sollte alles noch besser kommen, das Warten
sollte sich lohnen, aber wenn ich etwas nicht kann, dann Warten. Die Tage
vertreibe ich mir mit Flugübungen in Platznähe. Doch dann wird das Wetter
besser als erwartet. Ich teste mich wieder an Bayreuth heran und treffe dort
die ersten Luftmobile an, ganz Pulks teurer Segelflieger, die alle um einen
imaginären Kern herumkreisen, immer einer über und neben dem anderen. Es sieht
lustig aus, aber ich frage nach der Sinnhaftigkeit des Ganzen. In Bayreuth
findet irgendein Wettbewerb statt. Über viele Kilometer werden Segelfluganhänger
an einen Flugplatz gezogen, nur um daran teilzunehmen. Mit der ökologischen
Idee des Segelfliegens hat das wenig zu tun. Einer nach dem anderen startet, dann
spielen alle dieses Luftmobile-Spiel. Irgendeiner traut sich davon zu fliegen,
die anderen hinterher. Am Abend gibt es einen Sieger, aber Sieger in oder für
was?
Das ist sicher nicht meine Welt. Mit meinem Apis 2
umspiele ich den Hausberg von Bayreuth und ziehe trotz schlechterer Leistung
davon, wenn die Rennflieger kommen, weil sie meinen, dass ich ihnen die
Hebebühne markiere. Wie armselig. Selbst mit ihren Superschiffen sind sie nicht
in der Lage, sich selbst einen Aufwind zu suchen.
Ich genieße die Aussicht und das Wetter, das immer
besser wird. Den Wind, der anfangs nervt, plane ich als Rückenwind für den
Nachhauseflug ein. Dort lande ich nach fünf erfüllten Stunden in der Luft
Der nächste Tag bringt im Prinzip das gleiche
Geschehen, nur qualitativ besser. Ein schöner Start auf der Piste 08 trotz
zunehmenden Seitenwindes. Dann gönne ich mir ein paar Kilometer Motorlaufzeit
gegen den Wind, weil ich wenig Lust habe, mich zwei Stunden nur in Platznähe
abzukämpfen. Der Wind ist noch kräftiger als am Tag zuvor. Aber ich schaffe es
bis an den Bergrücken, dort hängen vor mir bereits wieder die bekannten
Luftmobile. Ich finde das alles noch lächerlicher als gestern, aber vielleicht brauchen
manche einfach diesen Vergleich und jemanden, der ihnen sagt, wohin sie fliegen
sollen.
Heute taste ich mich deutlich weiter voran, immer
den Thüringer Wald entlang, den ich nur von einem einzigen Ausflug mit meinem
Mini Nimbus vom Hornberg aus kenne. Zunächst fliege ich eher außerhalb der
Berge den Thüringer Wald entlang, dann taste ich mich vor und fliege direkt
über dem Kamm. Wie schön das ist, neue Landschaft unter den Flügeln zu sehen. Allein
die Blicke tragen mich immer weiter.
So geht es eine Zeit, bis es im Norden merklich
dunkler wird, weil die Wolken zusammenlaufen. Also hinaus ins Flachland und was
gibt es da als Ziel? Genau, die Wasserkuppe, Kultberg aller Segelflieger. Die
ist erstaunlich nah und das macht Lust auf Entdeckungen. Es ist wegen des
Windes nicht immer einfach an diesem Tag, aber eines fetzt dann schon: der Rückwind
aus Nordwesten, angeschoben von 30-40 Kilometern Rückenwind pro Stunde. Schade
nur, dass ich nicht mehr weiter bis nach Hause habe. Aber ich fliege eben nicht
„streckenoptimiert“.
Nach rund sieben Stunden lande ich bei
kratzbürstigem Seitenwind auf der 26 und rolle ab. Kurz zuvor war Marion in der
ASK 21 mit Fluglehrer gestartet. Nach fast zehn Jahren saß sie wieder in einem
Segelflugzeug. Das war sicher die größte Leistung dieses Tages.
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