Jeder Flug hat irgendein Thema. Dieses Thema lässt
sich nicht aus den OLC-Daten auslesen und vergleichen. Es ist vielleicht ein
besonderes Grundgefühl, das mit dem Flug verbunden ist, eine besondere Aussicht
oder ein besonderer Gedanke, der mit diesem und eben keinem anderen Flug
verbunden ist.
Immer wenn ich Berichte im ‚Aerokurier’ oder in
‚segelfliegen’ lese, vermisse ich dieses Thema. So gut wie alle Berichte sind
nach einem äußerst schlichten Muster gestrickt, vielleicht weil Journalisten
immer meinen, das Leser mehr nicht verkraften können. Das Muster ist meist so.
Ich bin von A nach B geflogen und vielleicht noch nach C, so hoch, so schnell
so lange und, ach ja, im Ort, in dem wir übernachtet haben, gab es – bitte ankreuzen
– auch eine Burg, ein Museum oder einen netten Ausklang des Tages bei einem
netten Essen (Wein bitte auch erwähnen, aber nie den Eindruck erwecken, man
würde so viel trinken, dass man am nächsten Tag nicht mehr flugtauglich
ist...). Diese Berichte finde ich gähnend langweilig. Immer fehlt das, was ich
suche, was ich endlich einmal lesen möchte.
Noch langweiliger sind da eigentlich nur noch die
Segelflugberichte. Denn da geht es meist nur noch um die Thermikwerte, die
Höhen, die komplette, teils fast schon dokumentarische Nacherzählung des
Flugweges. Und am Ende siegt immer der Held, der seinen Schnitt macht und seine
Punkte bekommt. Ach so, und das wirklich Übelste (in stilistischer Hinsicht)
sind die diesbezüglich sprachlich abgekupferte Beiträge im „Adler“, der Verbandszeitschrift
des Baden-Württembergischen Luftsportverbandes, die nur durch das
Zwangsabosystem überhaupt noch existiert.
In allen diesen Berichten findet allein die technisch-instrumentelle
Rationalität Ausdruck. Einfache Hauptsätze, chronologische Erzählstruktur und
Datenfixiertheit sind Ausdruck dieser Haltung. Hat man aber einmal gelesen wie
Hesse, Brecht oder andere Literaten eine Wolke beschrieben haben, erkennt man, dass es da noch eine
andere Welt gibt. Aber dazu müsste man eben Hesse, Brecht oder andere lesen.
Ich habe diesen Winter ein Buch über Sehnsucht
geschrieben, weil ich glaube, dass ich als Flieger etwas davon verstehe. Oder
ist es anders herum? Bin ich vielleicht einfach nur Flieger geworden, weil so
viel Sehnsucht in mir ist? Genau das fehlt diesen langweiligen „Erfahrungsberichten“,
die eher technischen Dokumentationen gleichen und in denen man nur der singulären
Erfahrung eines anderen zuschaut, ohne
wirklich daran teilhaben zu können. Was fehlt, ist das, was uns alle
verbindet, die Sehnsucht jenseits der eigenen Erfahrung. Zugegeben, das ist
nicht einfach und auch mir gelingt das nicht immer. Aber es ist der einzige
Weg, der sich lohnt.
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