Als ich heute zum Flugplatz fahre und die
Quellungen über der Alb sehe, ist es sofort da, dieses Gefühl der Ungeduld, die
quälende Frage, ob ich nicht doch hätte fliegen sollen. Aber schon während ich
vom Kloster Heiligkreuztal zum Platz fahre, quellen die Wolken derart hoch,
dass es für mich so aussieht, als kämen wir heute an einem Gewitter nicht
vorbei. Lieber bastle ich mich also eine neue Felge und ein neues Hauptrad in
den schönen Apis 2, um für den nächsten Höhenrausch gewappnet zu sein.
Denn ein Höhenrausch war mein Flug am Tag zuvor.
Ich konnte es kaum erwarten in die Luft zu kommen und musste mir dann doch
eingestehen, dass die Wolken weiter nördlich auf der Alb standen, als es den
Augenschein hatte. Aber in 11 Minuten zieht mich der kleine Zweitaktmotor tapfer
in den Himmel und dann heißt es für den Rest des Tages: Folge den
Wolkenstraßen. Zunächst in Richtung Schwarzwald, kein einziger Kreis mehr für
die nächste halbe Stunde. Ich drehe dann an der Albkante dennoch um, mir sieht
das da zu dunkel aus, vielleicht will ich heute aber einfach auch neues Revier
erkunden.
Das mache ich dann 6,5 Stunden lang, bis ich wieder
am Boden bin. Es geht gegen den Wind nach Osten, immer mal wieder auch lange
Strecken unter dunklen Wolken, aus denen dann und wann auch mal ein paar Regentropfen
auf meine Haube prasseln. Ich Eichstätt wende ich fliege nach Süden, an
Augsburg vorbei, doch da komme ich wirklich in Regen, dann eben wieder nach
Norden, dem Hornberg einen Besuch abstatten und eine Ehrenrunde drehen. Da
liegt ein Stück meines Lebens da unten, weit unten und viele Bilder kommen in
mir hoch. Es war eine wunderbare Zeit, die ich sehr vermisse und ich gönne mir
das Glück, alles nostalgisch zu verklären, was nicht so gut war.
So rennt der Tag dahin, immer wieder beschäftigen
mich die Bilder von früher, aber ich fliege in dem Flieger von heute und der
macht immer mehr Spaß. Die Höhe der Wolken und die Stärke der Thermik erinnert
mich mehr an Australien, aber unter mir zieht die Alb dahin, hier und da ein
bekannter Ort, ein Landmark, langsam macht man sich die Welt zu eigen, das ist
ein mühsamer Prozess und ich habe wenig Geduld, weil ich immerzu Lust auf das
Neue habe.
Nach der Landung bin ich so richtig fix und fertig.
Aber ich bin seelig, denn das war mein absolut längster Flug mit dem Apis2 mit
Schnittgeschwindigkeiten, die allein durch die hohen Wolkenstraßen zu erklären
sind. Das war schon mal ein guter Saisonauftakt, fünf gute Flüge in Folge,
keine technischen Probleme und immer die Sehnsucht nach mehr....
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