13. April 2014

Federleichtigkeit

Ich bleibe noch ein wenig beim Thema des Schlüsselbildes. Der nächste Flug hatte auch eines, und es sind genau diese Bilder, die unsere Erinnerung, unsere Identität und unser Menschsein ausmachen – nicht die „Punkte“, die wir erfliegen können für ein erinnerungsloses Ranking.
Wieder katapultiert mich die kalte Frühjahrsluft sehr sehr hoch. Das macht mich forsch und ich eile davon, bloß nicht in Platznähe herumeiern. Zum Glück finde ich eine schöne Linie und diesmal geht es fast parallel am Bodensee entlang – eine schöne Abwechslung für meine Augen (und die brauchen viel, viel Sehstoff).
Der Bodensee ist schön, am Tag zu vor fuhr ich an seinem Ufer von der AERO zurück. Aber irgendwann auf diesem Flug entdecke ich den Federsee, ich schaue in die Karte, ja die Form, die Lage, das muss er sein. Ich habe ich schon früher mit dem Mini Nimbus ein paar Mal gesehen, aber immer nur hastig, denn ich wollte ja weiter, Punkte sammeln. Heute bin ich so hoch, dass ich mich nicht als Segelflieger, sondern als Satellit fühle. Das ist natürlich – in technischen Dimensionen – maßlos übertrieben, aber das Gefühl war dennoch da.

Und aus dem Weltall, meinem Weltall, meiner ganz persönlichen Entrückung, schaue ich auf den See herab, der seinem Namen seiner einzigartigen Form verdankt, sehe den Zulauf, die Ufer, das, was wohl sicherlich ein Naturpark sein wird. Es ist alles so weit weg, so unten, das es einfach das Bild wirken kann. Ich muss mir keine Sorgen machen über das Voran- oder Ankommen. Also verweile ich in meinem Naturmuseum, kreise, staune und versuche mir dieses Bild zu merken, für später, für einsame Tage, für Tage ohne das Fliegen. Tage, die kommen, ohne dass wir es wollen. Tage, vor denen sich der nicht fürchten muss, der Erinnerungen sein Eigen nennen darf. Ich stelle mir die Massen von Punktesammlern vor, wie sie im Altersheim sitzen und auf ihre Tabellenausdrucke schauen. Was wird ihnen wohl die Durchschnittsgeschwindigkeit dann sagen oder die Strecke? Ich werde jedenfalls an das Bild des Federsee denken und daran, wie sich selbst aus meinem Weltraum die Kräuselungen des Wassers erkennen konnte und sie waren dem Salzsee in der Wüste von Südkalifornien nicht unähnlich, doch das ist ein anderes Bild aus einer anderen Geschichte, für meine restlichen Tage.

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